Gotland und Kopenhagen

zuletzt bearbeitet: 2018-Feb-13

Herbst 2005

Wer Mitte Oktober von Norddeutschland aus eine 4- bis 6 -tägige Fliegertour plant, tut gut daran, sich mit der Route und dem Ziel nicht allzusehr festzulegen. Der Wechsel von stabilen, sich aber dennoch langsam verlagernden Hochdruckgebieten und instabilem Wetter will wohl bedacht und tagesaktuell genau verfolgt sein, sonst sitzt man mit einmal auf einer Kanalinsel und kommt nicht mehr weg (jedenfalls nicht VFR).

Also dachten wir (das waren für diese Herbsttour Uwe, Beke und Thomas) uns gleich ein ganzes Bündel an Möglichkeiten aus und planten deren Routen im Groben vor: Irland war im Gespräch, von dort eventuell nach Schottland, oder  - wenn das Wetter nicht mitspielt -  nach Alderney; eine andere Variante wies in Richtung der baltischen Staaten und auch der Ortsname ‘Wien’ fiel zwischendurch. Ausschlaggebend war dann aber am Morgen des 15. Oktobers der Tipp des Hamburger ‘Wetterfrosches’: Gotland soll im Herbst eine besonders schöne Insel sein. !

Also packten wir gegen Mittag unsere Sachen und planten einen ersten Leg nach Güttin auf Rügen. Unsere Piggi schnurrte ruhig und gutwillig in den jeweils gewünschten Höhen über eine ungeheuer plastisch wirkende Landschaft, da die herbstlich tiefstehende Sonne bei glasklarer Luft sehr kontrastreiche Schatten zeichnete.

Das Tanken am nächsten Morgen machte nur bedingt gute Laune: Mittlerweile kostet der Liter AVGAS in Güttin 2,02 €. Und da leben immer noch weit über 90% der deutschen Bevölkerung in dem Glauben, die Privatflieger seien die Schmarotzer der Nation, da sie ja angeblich steuerfrei tanken.

However - wiederum bei klarster Sicht nahmen wir quer über die Ostsee Kurs auf das ALMA-Vor, wobei wir nicht nur die Insel Mon klar erkennen konnten, sondern auch die Brücke zwischen Malmö und Kopenhagen. Doch die Freude wurde zunehmend buchstäblich getrübt: Erst waren es leichte Wolkenschleier in ca 1500 ft, dann verdichteten diese sich zu einem Overcast und etwa in Höhe Kalmar setzte ein leichter Nieselregen bei absinkender Ceiling ein. Aber das trübe Wetter hielt sich immerhin soweit in Grenzen, dass ein sicheres Ãœberqueren von Oland nach Gotland nie in Frage stand. Allerdings wollte nach der Landung angesichts des kalten Windes und des grauen Himmels  keine Euphorie aufkommen.

Doch die Stadt Visby entschädigte uns für das schlechte Wetter: Das Taxi fuhr mit uns durch eines der vielen Stadttore einer noch fast intakt durchgehenden Stadtmauer und wir spürten den Charme einer einstmals mächtigen, reichen Stadt, die den Ostseehandel entscheidend mitgeprägt hat. Ein gründlicher Stadtrundgang offenbart eine Stadt reich an kultureller Vergangenheit und vielen schönen Ansichten.

Des Wetters wegen reisten wir dennoch am nächsten Tag ab: Kopenhagen versprach sonnigeres und wärmeres Wetter und wohl auch ein deutlich vielfältigeres kulturelleres Angebot.

Der Flug folgte der Route des Vortages in entgegengesetzter Richtung: Von Visby aus zur Nordostspitze Olands, dann sofort in westlicher Richtung an die Festlandsküste Schwedens und dieser nach Süden folgend bis nach Karlskrona und Karlshamn. Von dort ‘direct’ nach Malmö-Sturup und südlich an der Kopenhagen-CTR entlang nach Koge, dem Reportingpoint für Roskilde. Der Anflug auf Roskilde ist unkompliziert. Ãœberhaupt bietet sich dieser Platz für einen Besuch der Hauptstadt Dänemarks in idealer Weise an: Roskilde ist per Bahn mit Kopenhagen verbunden, Züge fahren fahren im 10min-Takt. Der Flugplatz ist günstig hinsichtlich Handling, Abstellgebühr und Treibstoff, und  - auch das erlebt man in sehr, sehr unterschiedlicher Form -  man wird freundlich und hilfsbereit in Empfang genommen.

Wir entschieden uns, ein Hotel in Roskilde zu nehmen und von dort unsere Erkundungen nach Kopenhagen zu starten.

Es würde zu weit führen, an dieser Stelle alles Gesehene und Erlebte ausfü hrlich zu beschreiben, dafür gibt es ja schließlich Reiseführer, die so etwas professioneller darbieten. Für uns war es jedenfalls ein spannender erster Eindruck von dieser Stadt, die sich zum Wiederkommen geradezu aufdrängt.

Der Rückflug nach Mariensiel am fünften Tag der Tour verführte uns noch zu einem Sightseeing der Kreideküste Mons, bevor wir dann über bekanntes schleswig-hol- steinisches und niedersächsisches Terrain zurück nach Mariensiel flogen.

Ein insgesamt lohnenwerter Tripp, der sowohl Visby als natürlich auch Kopenhagen als sehr lohnenswerte Reiseziele für eine nächste Tour hervorhob.

Prädikat: Zur Nachahmung empfohlen.