Guernsey

zuletzt bearbeitet: 2018-Feb-13

 

Himmelfahrt mit Hindernissen

Zu Beginn sei das Resümee vorweggenommen: Angesichts der vielen kleinen, mittleren und großen Hindernisse auf der Himmelfahrtstour 2006 haben wir das Beste daraus gemacht. So ganz zufrieden konnte keiner sein, aber unmutig war auch niemand.

Doch nun der Reihe nach:
Dieses Jahr wollten wir zu Himmelfahrt mit drei Flugzeugen eine Tour ‘nachfliegen’, die zwei von uns bereits 1998 einmal geflogen waren: Irland, Destination Dublin. Selbstverständlich wollten wir vorher auch die Süd- und die Westküste Irlands abfliegen und Zwischenstopp in Galway machen. Um den Hinflug angenehm und interessant zu gestalten, sollte der erste Tag uns nach Guernsey  - die mittlere der britischen Kanalinseln -  bringen.
Die Vorbereitungen waren bis zur Sitz- und Zimmereinteilung abgeschlossen, als das erste Hindernis sich ankündigte: Der Reihe nach und mit zunehmender Geschwindigkeit fielen gleich fünf der ursprünglich geplanten Teilnehmer aus, sei es aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen. So blieb uns nichts anderes übrig, als ein Flugzeug  - nämlich die Bonanza -  im Hangar stehen zu lassen und mit nunmehr sechs Piloten und zwei Luftfahrzeugen zu starten.
Aber das nächste “Hindernis” ließ nicht lange auf sich warten: Zum Briefing am Vorabend erschienen etliche mit besorgten Mienen, denn die Wetterlage war instabil und schlecht zu “lesen”. Doch eine Beruhigung der gesamten Wettersituation war angekündigt; und bis auf einen von einem Tiefausläufer beeinflussten zweiten Flugtag deutete alles auf eine klare Besserung hin.

Also trafen wir uns am Mittwoch vor Himmelfahrt wie vereinbart um 8.00 Uhr, bereiteten die Maschinen vor, gaben die Flugpläne auf und starteten nach erneutem Briefing Richtung Merville (LFQT), wo wir tankten, die Crews wechselten und mit mächtigem Gegenwind Richtung Guernsey weiterflogen.
Beide Legs waren navigatorisch, fliegerisch und meteorologisch unproblematisch, lediglich Guernsey Approach brauchte wegen sehr regen Flugbetriebs etwas Spielraum und schickte uns mit diversen Headings und Geschwindigkeitsvorgaben kreuz und quer im Luftraum herum, bis wir endlich eine “Clearance for Landing” bekamen.
Ca. 10 Minuten vor dem Aufsetzen tauchte das nächste Hindernis dieser Tour auf: Die Generatoranzeige in einem der beiden Flugzeuge leuchtete auf. Also galt es, am nächsten Tag das technische Problem ausfindig zu machen und mit Hilfe einer Werft den Generator wieder flott zu bekommen.

Es sollte sich heraustellen, dass wir hierfür viel Erfindungsreichtum, Zeit und auch ganz viel Hilfe einheimischer Techniker brauchen würden, denn wer mit einem Oldtimer unterwegs ist, bekommt nicht zwangsläufig sofort die technischen Ersatzteile, die er braucht. Aber diese Zeit sollten wir auch mühelos opfern können, denn das nächste Hindernis kam fast zeitgleich: Das Wetter!
Das Tiefdruckgebiet, mit dem wir über Südengland gerechnet hatten, war etwas launisch, zog südlich der englischen Küste vorbei, beließ dabei ganz Britannien in strahlendem Sonnenschein, hüllte aber unfairerweise Guernsey in eine dichte Wolke: Temperature 12, Dewpoint 12, Humidity100%, visibility 0000, Wind 15-20 knt, in gusts up to 35 knt. Es fand effektiv kaum Flugbetrieb statt, auch IFR war wenig los.

Damit kann man für einen oder zwei Tage leben, aber in unserem Falle sollte sich die Lage bis Sonnabend Nachmittag nicht ändern. Selbst die Einheimischen waren ratlos: So ein Wetter über so eine lange Zeit ward noch nicht gesehen. Humor behielten lediglich die britischen Security, die uns jeden Tag mit einer Mischung aus Sarkasmus und Mitleid am Flugplatz empfingen und und zur Generator-Reparatur sowie zum Wetter-Briefing einließen. Diese Art von Humor ist richtig Klasse und hilft einem, auch in blöden Situationen zu lachen und zu scherzen.
Erst am Samstag Nachmittag klärte sich per Telefon mit der Wetterberatung Hamburg die Situation: Sonntag würden wir zurückkommen, wenn wir ausgiebig frühstücken würden und nicht zu früh den Heimweg anträten.
Und so kam es auch: Der Rückflug am Sonntag war problemlos wie der Hinflug; mal ging es über, mal unter den Wolken immer entlang der Normandie-Küste bis nach Calais und von dort aus nach Mariensiel.

Doch wer nun aus dem Vorangegangenen herausgelesen hat, dass diese Tour gründlich missraten war, der liegt weit, ganz weit daneben: Die sechs Teilnehmer wussten sich durchaus zu beschäftigen, wir haben die Tage auf der Insel genutzt, sind an den Klippen gewandert, haben die besten Fisch- und Kuchenlokalitäten entdeckt, haben diskutiert und gelesen, viel mit den Einheimischen gesprochen und entspannt.
Und deshalb war auch diese Vatertagstour durchaus gelungen. Vielleicht sogar gelungener, als manch andere, “hindernisfreie” Tour, die wir zuvor geflogen waren.

Bleibt abschließend Folgendes zu erwähnen:
Die Tour wurde vorbereitet, geleitet und durch alle Hindernisse gelotst von Uwe Tensfeldt. Hierfür danken wir übrigen ganz herzlich.