Prag

 

Böhmens Metropole

zuletzt geändert: 2018-Okt-18

 

In diesem Jahr 2011 waren gleich zwei Teams unseres Vereins zu Himmelfahrt unterwegs, allerdings mit unterschiedlichen Zielen: Die eine Gruppe flog mit unserer Piper und mit der Cessna von Wolfgang Klein eine Deutschlandtour, auf der durch viele Zwischenlandungen noch unbekannte Plätze entdeckt und schon bekannte Plätze wiederentdeckt werden sollten.

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 Die zweite Gruppe nahm die Piaggio, um in einem Rutsch bis nach Prag zu gelangen, dort zwei Tage zu bleiben und am Sonntag dann auch wieder mit einem Flug zurück nach Mariensiel zu kehren. Von dieser zweiten Tour handelt dieser Bericht.

Das Wetter meinte es gut mit uns am Himmelfahrtstag, und genau so war auch die Stimmung bei Bernhard, Uwe, Klaus und mir, als wir etwas zusammengedrängt in Thomas’ 206 Richtung Mariensiel fuhren.

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Die Piggi war schnell aus der Halle geschoben, dann ließen wir uns Zeit für den Walk-Around und schließlich ging’s zum Tanken vor die Zapfsäule, wo die 236 ltr. Fassungsvermögen voll ausgenutzt wurden.
Uwe übernahm den Hinflug als PiC, Thomas kümmerte sich um die Navigation und den Funk.

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Viel gab es für ihn zunächst nicht zu tun: Eine kurze Anfrage bei Bremen Information bezüglich der Restricted Area 31 zwischen Hodenhagen und Celle, ansonsten war Ruhe bis Riesa. Dort ließen wir uns den Durchflug durch die CTR Dresden genehmigen: “Following the Elbe-River”. Das war problemlos, der Dresdner Controller war sehr kooperativ. Ab Dresden überzog eine geschlossene Wolkendecke den bis dahin klaren Himmel, glücklicherweise hoch genug, um das Elbsandsteingebirge knapp unterhalb 3000 ft überfliegen zu können. Praha Information war nun unser nächster Ansprechpartner  - auch hier keinerlei Probleme. Unser Zielflugplatz war Letnany [LKLT], ein ziviler Platz mit zwei Landebahnen, direkt neben dem Militärplatz Kbely im Osten der Stadt gelegen. Zum Anflug kontaktierten wir dann auch Kbely Tower, von dort wurden wir bis zur Landung begleitet.

Auf dem Flugplatz Letnany war nicht allzu viel los, aber alle, dir dort waren, schauten neugierig vorbei: Eine Piaggio landet dort anscheinend nicht so häufig. Der von Uwe bereits telefonisch und per Email gut vorbereitete Empfang am Platz war herzlich und hilfsbereit: Für eine kleinere Reparatur benötigte Bernhard genau das Werkzeug, das wir nicht dabei hatten: Kein Problem in Letnany. Vom Flugplatz aus brachte uns ein hilfsbereiter Kollege des Aeroklub Praha Letnany mit seinem Auto zur U-Bahnstation: Wenige hundert Meter Luftlinie nur entfernt, wegen eines hinderlichen Rapsfeldes zwischen beiden Lokalitäten waren jedoch ein paar Straßenkilometer zu bewältigen.

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Die U-Bahn brachte uns nach fünf Stationen bis zum Stadtteil Praha-Holesovice, wo Uwe und Klaus uns im Plus-Hostel zwei Zimmer reserviert hatten. Nach einer kurzen Irritation wegen eines Buchungsmissverständnisses konnten wir dann auch beide Zimmer beziehen. Für alle, die sich mit einer sauberen Jugendherberge mit geräumigen Zimmern zu günstigen Preisen anfreunden können, ist Praha-Plus-Hostel ein guter Tipp. Nahebei liegt die Straßenbahnstation Ortenovo-Namesti, von dort bringt einen die Linie 12 bis zur Prager Kleinseite westlich der Moldau oder aber die Linie 5 mitten in die Neustadt östlich des Flusses.

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Von nun an übernahm Klaus die Führung. Er war schon mehrmals in Prag gewesen und hatte den unschätzbaren Vorteil, dass sein handlicher Marco-Polo-Stadtführer erst 14 Jahre als war. Also quasi druckfrisch. Leider haben nicht alle dort empfohlenen Lokalitäten die Drucklegung und den Vertrieb dieses nützlichen Handbuchs überlebt, aber letztlich haben wir dank Klaus sehr viel von Prag gesehen, haben immer gut gegessen und auch mal ein Bier trinken können. Klaus, du bist ein prima Stadtführer!

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Zunächst erschien uns die Stadt von Touristen überlaufen und auch sehr stark auf diese zugeschnitten zu sein. Menschen asiatischer Herkunft  - wenn man seinen Augen trauen darf -  sowie italienischer Provenience  - wenn man seinen Ohren trauen darf -  dominierten innerhalb der Touristenschar, dicht gefolgt von Holländern und Deutschen. Doch allmählich gewöhnte man sich an den Rummel und konnte gewissermaßen “darüber hinweg sehen”. Und dann offenbart Prag immer noch den Zauber, den es bereits Anfang der 70er Jahre ausgestrahlt hatte. Zu unserer großen Ãœberraschung leerten sich die Straßen und Plätze mit Ausnahme der Karlsbrücke etwa gegen 18.00 Uhr, sodass man z.B. das goldene Gässchen auf dem Hradschin beinahe für sich hatte.

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Sehr zu empfehlen ist es, eine geführte Stadtrundfahrt zu buchen. Sie dauert drei Stunden und enthält zwei “Fußpassagen” über den Hradschin und in das ehemalige Judenghetto.
Für kulturell Interessierte gibt es in Prag ein unglaublich vielfältiges Angebot, da ist garantiert für jeden etwas dabei. Wir entschieden uns für eines der “Schwarzen Theater”, in dem ein gemischtes Programm aus Tanz mit Schwarzlichteffekten und pantomimischer Komödie angeboten wurde.

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Des abends fanden wir ganz in der Nähe des Youth Hostels eine der verrücktesten Kneipen, die uns je über den Weg gelaufen ist: Der gesamte Innenhof ist über zwei und eine halbe Etage mit zusammengeschweißten Treppen und Plattformen bedeckt, alles aus Maschinenteilen diversester Provenienz. Dort gab es viele Sitznischen, in denen man in Ruhe sein Feierabendbier genießen konnte.

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Am Sonntag standen wir dann mit Blick auf die Wetterentwicklung etwas eher auf: Eine Gewitterfront war angekündigt, und wir wollten vor dieser entlang fliegen und rechtzeitig wieder in Mariensiel sein. Zum Glück gab uns der Wind großzügigen Schub aus Südost, sodass wir es uns sogar leisten konnten, ab Usti nad Labem bis nach Magdeburg dem Flussverlauf der Elbe zu folgen, wobei auch noch Zeit für den einen oder anderen Sightseeing-Turn blieb.

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Kurz nach 13.00 Uhr UTC setzte Thomas die Piggi auf der Piste 02 in Mariensiel auf und eine gute Stunde später waren die üblichen Pflegemaßnahmen an Maschine und Flightlog beendet, sodass das abschließende Bier eine schöne Himmelfahrtstour abrundete.